Autor: San, Deep Tide TechFlow
Am 2. Dezember erklärte SEC-Vorsitzender Paul Atkins in einer Rede an der New Yorker Börse, dass die innovativen Ausnahmeregelungen für Kryptowährungsunternehmen ab Januar 2026 offiziell in Kraft treten werden.
Die neuen innovativen Ausnahmeregelungen für Kryptowährungsunternehmen lassen sich auf das im Juli dieses Jahres gestartete Project Crypto zurückführen, wurden jedoch aufgrund eines Regierungsstillstands vorübergehend ausgesetzt. Nun werden sie erneut aufgegriffen und ihre Umsetzung bestätigt, was zu großer Aufmerksamkeit und Diskussionen auf dem Markt geführt hat.
Doch kann diese mit großen Erwartungen verbundene Politik der Kryptoindustrie wirklich einen Frühling bescheren?
Kerninhalte der neuen innovativen Ausnahmeregelung
Laut den von der SEC veröffentlichten Richtlinien umfasst die innovative Ausnahmeregelung die folgenden drei Schlüsselfaktoren.
Erstens der Umfang der Ausnahmeregelung. Jedes Unternehmen, das Geschäfte im Zusammenhang mit Krypto-Assets entwickelt oder betreibt, kann einen Antrag stellen, einschließlich Handelsplattformen, DeFi-Protokollen, Stablecoin-Emittenten und sogar DAO-Organisationen.
Die Dauer der innovativen Ausnahmeregelung beträgt 12-24 Monate. Während dieser Zeit müssen Projekte nur vereinfachte Offenlegungen einreichen und nicht die vollständigen S-1-Registrierungsunterlagen.
Zweitens die Compliance-Anforderungen. Obwohl Projekte von der Ausnahmeregelung profitieren, müssen sie weiterhin grundlegende Compliance-Standards erfüllen, wie die Implementierung von KYC/AML-Verfahren, die Einreichung von vierteljährlichen Betriebsberichten und die regelmäßige Überprüfung durch die SEC.
Für Projekte, die sich an Privatanleger richten, müssen Anlegerschutzmechanismen eingerichtet werden, einschließlich Risikohinweisen und Investitionslimits.
Schließlich die Token-Klassifizierungsstandards. Die SEC unterteilt digitale Vermögenswerte im Rahmen dieser innovativen Ausnahmeregelung in vier Kategorien: Commodity-Typ (wie BTC), Utility-Typ (Nutzungs-Token), Sammlerstück-Typ (NFT-Kategorie) und tokenisierte Wertpapiere.
Die ersten drei Kategorien können nach Erfüllung der Bedingungen „ausreichende Dezentralisierung“ oder „vollständige Funktionalität“ aus dem Wertpapieraufsichtsrahmen herausgelöst werden.
Kritische Stimmen
Die Politik verlangt, dass alle an der Ausnahmeregelung teilnehmenden Projekte ein „angemessenes Benutzerüberprüfungsverfahren“ implementieren. Diese Forderung steht im direkten Widerspruch zum dezentralisierten Ethos der Kryptoindustrie und hat in der DeFi-Community erhebliche Kontroversen ausgelöst.
Nach den neuen Vorschriften müssen DeFi-Protokolle Liquiditätspools in zwei Kategorien unterteilen: genehmigte Pools für konforme Investoren und öffentliche Pools für alle Nutzer.
Genehmigte Pools unterliegen einer lockereren Regulierung, müssen jedoch die Identität jedes Teilnehmers überprüfen. Diese Anforderung ist zweifellos eine „Traditionalisierung“ der Krypto-Finanzwelt.
Besorgniserregender sind möglicherweise die technischen Anpassungsanforderungen.
Die SEC empfiehlt DeFi-Projekten, konforme Token-Standards wie ERC-3643 zu verwenden, die Identitätsüberprüfung und Übertragungsbeschränkungen in Smart Contracts integrieren.
Wenn jede Transaktion eine Whitelist-Prüfung erfordert und Token von zentralen Stellen eingefroren werden können, ist DeFi dann noch das DeFi, das wir kennen?
Diese Anforderung widerspricht auch der früheren Haltung von Uniswap-Gründer Hayden Adams, der sich gegen eine verpflichtende Identitätsprüfung ausgesprochen hat.
Selbst wenn die Compliance-Anforderungen akzeptiert werden, bleibt die Umsetzung der Politik mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.
Für die Politik, die eine lockerere Regulierung bei ausreichender Dezentralisierung vorsieht, hat die SEC keine klaren quantitativen Standards festgelegt. Niemand weiß, ob diese Standards nach der Anzahl der Nodes, der Token-Verteilung oder anderen Faktoren beurteilt werden.
Diese Unsicherheit gibt den Aufsichtsbehörden einen großen Ermessensspielraum und bringt für die Projektbetreiber Unsicherheit mit sich.
Ein weiteres Problem ist die Regelung nach Ablauf der Ausnahmeregelung.
Spätestens nach 24 Monaten müssen die von der Ausnahmeregelung betroffenen Projekte entweder die Registrierung abschließen oder nachweisen, dass sie „ausreichend dezentralisiert“ sind. Aber wenn die SEC zu diesem Zeitpunkt feststellt, dass das Projekt die Standards immer noch nicht erfüllt, werden dann alle bisherigen Aktivitäten rückwirkend verfolgt?
Die World Federation of Exchanges (WFE) hat einen weiteren Kritikpunkt geäußert: Warum sollten Krypto-Assets eine Sonderbehandlung erhalten? Wenn jede aufstrebende Branche eine regulatorische Ausnahme fordert, wird die Fairness und Konsistenz des gesamten Aufsichtssystems in Frage gestellt.
Abbildung: Schreiben der WFE an die SEC: „Re: SEC Crypto Task Force“
Potenzielle positive Auswirkungen
Trotz zahlreicher Kontroversen bringt die innovative Ausnahmeregelung tatsächlich einige positive Veränderungen für die Kryptoindustrie mit sich, und die Community ist sich weitgehend einig, dass dies eine bedeutende positive Nachricht für die Branche ist.
Abbildung: Tweet von Blogger @qinbafrank
Politisch gesehen ist die unmittelbarste Auswirkung die Senkung der Compliance-Kosten.
Bisher musste ein Krypto-Projekt, das in den USA konform betrieben werden wollte, mehrere Millionen Dollar an Anwaltskosten aufbringen und mehr als ein Jahr Zeit investieren. Jetzt können Projekte dank der Ausnahmeregelung mit dem Betrieb beginnen und das Compliance-System schrittweise in der Praxis verbessern. Dies ist ein großer Vorteil für Start-ups mit begrenzten finanziellen Mitteln.
Darüber hinaus gibt es auch mehr Raum für technologische Innovationen.
Eine Reihe neuer Krypto-Konzepte erhält im Rahmen des neuen Ausnahmeregelungsrahmens die Möglichkeit, erprobt zu werden. Besonders im derzeit beliebten Stablecoin-Bereich kann durch begleitende Gesetzgebung ein höherer Regulierungsstandard etabliert werden, was für das gesamte Zahlungssystem von großer Bedeutung ist.
Compliance-Spielraum für US-Projekte
In den letzten Jahren haben viele ursprünglich in den USA ansässige Krypto-Projekte das Land verlassen. Ripple hat einen Teil seines Geschäfts nach Singapur verlagert, Coinbase erwog zeitweise einen Börsengang im Ausland, und viele frühe Teams haben sich von Anfang an auf den Cayman Islands oder den BVI registriert, um den US-Markt bewusst zu umgehen.
Der Kern dieser Abwanderung ist nicht eine zu strenge Regulierung, sondern eine zu vage Regulierung. Das Enforcement-as-Regulation-Modell der SEC lässt Projektbetreiber im Unklaren: Was heute konform ist, kann morgen schon eine Wells Notice nach sich ziehen. Anstatt auf Glück zu setzen, verlässt man lieber gleich das Land.
Die innovative Ausnahmeregelung ändert dies zumindest formal: Projekte können zunächst eine „Sicherheitsphase“ von 12-24 Monaten erhalten und innerhalb eines klaren Rahmens operieren, anstatt sich im Graubereich ständig Sorgen machen zu müssen.
Für Teams, die ohnehin ein konformes Geschäft betreiben und US-Nutzer bedienen wollen, senkt dies tatsächlich die Eintrittshürden.
Doch man sollte sich keine Illusionen machen: Das ist nicht gleichbedeutend mit einer „Rückkehr von Talenten in die Kryptoindustrie“.
Der weltweite Talentverlust im Kryptomarkt ist vielmehr auf eine Vertrauenskrise der Branche selbst zurückzuführen. Im Gegenteil, wenn während der Ausnahmeregelung Chaos herrscht, könnte dies die Abwanderung von Talenten sogar beschleunigen.
Genauer gesagt: Diese Politik öffnet ein Fenster für Projekte, die „in den USA konform operieren wollen“, aber sie kann und will die grundlegenden Probleme der Kryptoindustrie nicht lösen.
Fazit
Die innovative Ausnahmeregelung der SEC stellt einen bedeutenden Wandel im Ansatz der US-Krypto-Regulierung dar. Sie versucht, einen Mittelweg zwischen „totalem Verbot“ und „Laissez-faire“ zu finden. Dieser Weg ist vielleicht nicht perfekt und voller Kompromisse und Widersprüche, bietet der Branche aber zumindest eine Möglichkeit, voranzukommen.
Ob die Politik erfolgreich sein wird, hängt von vielen Faktoren ab, wie dem Ermessensspielraum der SEC, dem Grad der Selbstdisziplin der Projekte und der technologischen Entwicklung. Wenn alle Parteien ein Gleichgewicht finden, könnte 2026 ein neuer Ausgangspunkt für die Entwicklung der Kryptoindustrie werden.
Und jetzt hat sich die Tür zur Erkundung gerade erst geöffnet.
